Erwachen

 

Urplötzlich ist sie wach. Ein Schweißfilm bedeckt ihren Körper, der, ausgebreitet auf dem Bett, sich in der Wirklichkeit des Traumes aufgedeckt hat, so, dass die kalte Luft des Raumes

der Feuchtigkeit des Körpers begegnet, was ihn frösteln lässt. Ihr Bewusstsein, aus der unerklärten Welt des Schlafes quellend, sucht, noch verschleiert, nach einer Erklärung für den schroffen Szenenwechsel.

Vom Flur her, vor der Tür ihres Zimmers, in ihrem Haus, über die Dunkelheit, die den Raum beherrscht, dringen Geflüster und Bewegung an ihr Gehör und sie wird sich der Gäste bewusst, die sich im Haus eingerichtet hatten und es erobert haben.

Ja, sicherlich wusste sie, dass Gäste anwesend waren.

Schon bei der Errichtung waren einige von ihnen erschienen und nachfolgend blieb die Tür immer geöffnet.

Sie war meistens außer Haus, um die lebensnotwendigen Bedürfnisse des Hungers, des Durstes und der Sicherheit zu stillen, deren Befriedigung auszukosten und neue Genüsse zu erschließen.

Im Haus war sie einsam. Die Gäste lebten ihr Dasein, folgten ihrem Rhythmus, nie hatten sie sich gegenüber gestanden. Oft hörte sie deren Anwesenheit, wurde sich ihrer vergegenwärtigt durch verschobene oder umgestellte Bilder, anhand von neuen Haushaltsgeräten und des erhöhten Energieverbrauchs. Aber sie war zu sehr vereinnahmt von der außerhäuslichen Welt, zu beschäftigt und danach zu erschöpft, um über diese Ereignisse nachzudenken. Und dann störten die Vorgänge ihre Wirklichkeit nicht. Abgesehen von diesen schlafgestörten Nächten, erfüllt mit Alpträumen und Schweißausbrüchen.

Gewöhnlich nahm sie ein Schlafmittel und alles verschwand im Dunklen. Gegenwärtig scheint ihr die Anwesenheit der Mitbewohner nähme den Raum bis hin zur Bettkante ein.

Sie fühlt sich enteignet, von der Wirklichkeit in ihrem Haus abgelöst. Aus den Geräuschen und Bewegungen, die den dunklen Raum erfüllen, schließt sie, müsse der Flur vor ihrem Zimmer angefüllt von den unbekannten Hausgenossen sein.

Mit einer entschiedenen Bewegung, voller Neugier erhebt sie sich. Die Dunkelheit ignorierend, begibt sie sich zur Tür. Ihre Hand legt sich auf die Türklinke, der Fuß erhebt sich, die Schwelle zu überschreiten. Einen Augenblick der Unsicherheit und Angst, die ihr den Magen umdreht, so, dass ihr der am Abend gegessener Apfel hochkommt. Aber der bittersüße Geschmack überzeugt sie. Sie öffnet die Tür, und sie öffnet die Tür, und sie öffnet die Tür …