Angst
(Ein essayistisches Gedicht)
Von Angst
ist der Mensch
besessen.
Er leidet.
Er findet sich
in der Welt.
Sie fordert, drängt, verlangt von ihm,
tätig zu sein, zu werden,
sich mit ihr in Verbindung zu setzen, zu bringen,
sich mit ihr auseinander zu setzen,
um sich zu erhalten.
Er fragt sich, warum?
Wozu?
Warum sich nicht aufgeben, gehen lassen und sterben?
Und was dann?
Zerrissenheit!
Er wird getrieben
von Kräften,
die er nicht beherrschen kann,
die ihn zum Leben zwingen.
Er ist gefangen.
Ein Gefangener seiner Entstehung,
seines Bewusstseins,
deren Gesetzen er unterworfen ist,
denen er sich kaum entziehen kann.
Er flüchtet
nach außen,
nach innen,
verliert sich in Alltäglichkeiten,
in der Befriedigung seiner unmittelbaren Bedürfnisse:
essen, trinken, Sicherung des Nachschubs,
Schutz des Körpers, sexuelle Aktivitäten.
Er strebt nach Exzessen,
die ihn aus dieser Wirklichkeit hinausbefördern:
Drogen, Ideologien, Fanatismus, Religion.
Er taucht hinein in Illusionen,
virtuelle Welten,
wo er das Bewusstsein des Daseins aufgeben kann
und nur noch eingehüllt ist
vom Gefühl des Wohlseins.
Aber er wird eingeholt,
festgehalten,
zurückgezogen zu den Fragen: Warum? Wozu?
Er kämpft,
reißt sich los, scheinbar,
und flüchtet,
immer wieder,
und wird eingefangen,
immer wieder.
Sterben!
Sich in eine andere Wirklichkeit zurückziehen
und anderen seine Lebenserhaltung aufbürden,
seine Wirklichkeit auf das Mindestmaß verringern
und darrüberhinausgehende Verantwortungen
auf andere übertragen.
Du bist mein Gott,
wenn du mir das Bewusstsein des Daseins nimmst
und mich in das Reich des ewigen Wohlseins führst.
Die Angst lässt die Menschen verkümmern.
Ihre Schaffenskraft und -fähigkeit liegt brach.
Sie wachsen nicht,
sie grünen nicht,
sie werden nie erblühen und Samen sein
für eine leidenslosere und lebenswertere Wirklichkeit.